Daedalus & Ikarus

Von Dario Fo

Daedalus und Ikarus, Vater und Sohn, sind eingesperrt.

Im berühmten Labyrinth.

Das Dädalus einst selbst entworfen und gebaut hatte.

Gemeinsam suchen sie nach dem Ausgang, stolpern in Falle um Falle, verlaufen sich ihrem furchterregenden Mitgefangenen in die Arme: Dem Minotaurus. Werden sie entkommen? Und wenn ja, ist dann wirklich alles für immer gut?

Anders als im antiken Mythos erzählt Literaturnobelpreisträger Dario Fo mit seiner Bearbeitung nicht von den Gefahren der Hochmut. Stattdessen fragt er: Wie damit umgehen, wenn Krise auf Krise folgt? Wer kann einen eigentlich retten? Und was heißt es überhaupt, frei zu sein?

Roland Riebeling spielt alle Figuren: Vater, Sohn, Monster, Erzähler – selbst die Vögel. Und macht sich voller Spiellust mit Regisseur Alexander Vaassen auf die Suche nach einem Ausweg aus dem Labyrinth.

Fotos: Anna Högerle

Besetzung

Premiere: 04. Juni 2022 Prinz-Regent-Theater Bochum
Ausstattung: Alexander Vaassen
Licht: Joachim Kiel
Regieassistenz: Kerstin Sommer

Spiel: Roland Riebeling

Impressionen

Nur ein Spieler…

…erzählt und durchlebt die Geschichte, spielt alle und alles: Vater, Sohn, Erzähler, den Minotaurus, das Labyrinth, die Fallen, sogar die Vögel. Auf der leeren Bühne mit nichts als einer tragbaren Musikbox und einem kleinen Bauscheinwerfer entfaltet er für uns die Spielfläche des Abends wie ein in der Realität unsichtbares, im Spiel aber doch Gestalt annehmendes Pop-Up-Buch.

Impressionen

„Wir leben in Zeiten großer Krisen“…

…sagt der Erzähler am Anfang der von Dario Fo für das Stück verfassten und der eigentlichen Geschichte vorangestellten Geschichte. Leider hat der Text in den Jahrzehnten seit seinem Entstehen nichts an Aktualität eingebüßt. Parallel zu unseren Proben holte im Gegenteil die Wirklichkeit den Text ein: Die Schreckensbilder der Gräueltaten aus Butscha, die Steinigung von Frauen im Iran, die Kranken in Massengräbern. Textstellen, die zu Probenbeginn noch nur drastische Bilder waren, erhielten auf einmal schrecklich plastische Gestalt.

Grundvereinbarung des Spiels…

…ist, dass der Schauspieler Roland Riebeling theoretisch den ganzen Abend auch an der Rampe sitzend nur erzählen könnte. Und so erhält der Abend seine Lebendigkeit: Das Labyrinth jeden Abend wirklich zu durchwandern und in all seinen mitunter überraschenden Details wie zum ersten Mal und autonom zu entdecken im Gegenteil dazu, die einzelnen Stationen virtuos pantomimisch darzustellen, ist das eigentliche (Theater)Erlebnis.

Das nennt man wohl einen Wurf! […] Fast zwei Stunden lang stürmt [Roland Riebeling] in seinem Solo die leere Bühne. In schwarzem Anzug, ohne Hemd und ohne Schuhe wimmert und wütet, schimpft, lacht und zetert er so ausgelassen, dass es eine Wonne ist. Das Publikum […] hängt dem unerschrockenen Darsteller förmlich an den Lippen und spendet am Ende lautstarken Beifall.

WAZ

In der einschließlich Pause fast zweistündigen Inszenierung von Alexander Vaassen am Prinz Regent Theater, dem bemerkenswerten Regiedebüt des Essener Folkwang-Studenten, zieht ein TV-bekannter Bochum-Rückkehrer alle Register: […] Selbst in der für PRT-Verhältnisse ungewöhnlichen Pause gönnt sich Roland Riebeling keine solche, sondern schreitet barfuß die Bühne ab, konzentriert sich auf den zweiten Teil des enormen Textkonvoluts.

Hallo Herne