Fotos: Marie Liebig

Was man von hier aus sehen kann

von Mariana Leky

Bühnenfassung von Andreas Döring

Immer, wenn Luises Oma Selma im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Das, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie wagen, gestehen oder verschwinden lassen, zeigt, dass alles im Leben auf wundersame Weise zusammenhängt: Der Optiker, der seit Jahrzehnten heimlich in Selma verliebt ist, wird von seinen inneren Stimmen gepiesakt. Wenn Luise lügt, fällt etwas von der Wand. Der Vater sucht in der Ferne seinen eigenen, im Krieg gefallenen Vater. Und der riesige Hund Alaska ist scheinbar unsterblich.
Und dann taucht aus den Büschen ein junger buddhistischer Mönch auf.

Besetzung

Premiere: 19. Januar 2024, Schlosstheater Celle

Bühne: Alexander Vaassen
Kostüm: Wynonna Nixel
Dramaturgie: Barbara Brandhuber, Andreas Döring
Regieassistenz: Francesca Neef
Körperarbeit: Ivan Lukic

Mit: Jürgen Kaczmarek, Tanja Kübler, Pia Noll, Simon Rauch, Thomas Wenzel

Impressionen

Wenn die Welt ihren Lauf nimmt…

…wenn das Unwahrscheinliche wirklich passiert, wenn was sicher schien ins Wanken gerät, wie verhalte ich mich dann? In Zeiten maximaler Verunsicherung, von Pandemie, Rechtsruck und Krieg in Europa, erzählt WAS MAN VON HIER AUS SEHEN KANN herzenswarm und humorvoll vom Menschsein in all seiner Schrulligkeit, von der Kraft des Zusammenhaltens und dem Kampf zwischen Dableiben und in die Welt Ziehen.

Impressionen

Das Phantastische…

…ist in der Welt von Luise allgegenwärtig: Das todverkündigende Okapi in Selmas Träumen, der uralte Hund Alaska, und immer wenn Luise die Unwahrheit sagt, fällt etwas von der Wand. Doch es ist keineswegs eine Fantasy-Geschichte, die erzählt wird. Im Gegenteil öffnet die Phantastik die Tür zu einem Realismus, der uns ganz nah an die Menschen, ihre Geschichten und Konflikte heranführt.

Eine Welt der Erinnerungen…

…betreten wir durch Luises Erzählung. Und so ist das Bühnenbild erst einmal karg: Eine Spielfläche aus Holzdielen, ein Tisch, ein paar Stühle. Ohne die Menschen, die diese Welt bevölkern. Doch an je mehr Luise sich erinnert, desto lebendiger wird das Geschehen auf der Bühne. Und aus der Bühnengalerie sinken sie herab, die Kulissen aus Luises Leben: Das Reh, dem ihre Oma das Leben gerettet hat, der Baum, unter dem sie ihrer großen Liebe begegnet ist, das Häuschen der verrückten Marlies.

„All diese Personen lässt uns Regisseur Alexander Vaassen kennenlernen - mit ihren Macken, liebenswert trotz allem. Die Menschen bleiben nicht nur eine Schablone, sie bekommen Charakter, werden dem Publikum nahegebracht. […] Man darf lachen, aber auch weinen. […] Das Teilhaben an dem Leben der Dorfbewohner bewegt, man leidet und freut sich mit ihnen. Das macht diese Inszenierung so authentisch.“

Cellesche Zeitung

„Voller Lebensklugheit und wunderschöner Sprachen werden die Seiten zum Leben erweckt und das Innere des Publikums merkbar berührt. […] Das Publikum wird ge-, aber nie überfordert. Und es entstehen trotz der grundsätzlichen Bühnenkargheit poetische, zugleich stets zweckmäßige Bilder im Theaterraum. Kurzum: Es ist der ideale Abstraktionsgrad, um klug, aber nie zu verkopft die große Erzählung von Luises Erwachsenwerden auf die Bühne zu bringen. […] Die Celler Inszenierung von „Was man von hier aus sehen kann“ zeigt nicht nur, wie man auch einen umfangreichen Roman rundum gelungen auf die Bühne bringen kann, sondern auch, wie man klug und warmherzig zugleich unterhält.“

„…und das Leben“-Kulturblog